Wenn man als Tierarzt das Wort „Chemotherapie“ ausspricht, schaut man meist in entsetzte Augen und erntet oftmals sofort ein Nein.
Warum ist das so?
Die Chemotherapie ist emotional sehr negativ besetzt, denn es gibt wohl kaum einen Menschen, der nicht schon mal in Kontakt zu jemanden getreten ist, der diese Prozedur durchmachen musste. Fast alle Menschen leiden in dieser Phase unter mehr oder weniger starken Nebenwirkungen.
Diese Tortur möchte man natürlich in keinem Fall seinem geliebten Hund zumuten.
Das ist auch keinesfalls in tierärztlichem Sinne und daher verfolgt die Chemotherapie beim Hund einen anderen Ansatz als in der Humanmedizin.
Das Ziel der Chemo beim Hund
Beim Menschen hat ganz klar die Heilung des Patienten oberste Priorität.
Bei unseren Patienten ist das Ziel aber ein anderes.
Unsere Priorität liegt in einer Lebensverlängerung bei guter Lebensqualität und minimalen Nebenwirkungen.
Die betroffenen Hunde sollen ihr Leben weiterhin genießen können. Dafür nehmen wir in Kauf, dass nicht zwingend eine Heilung eintritt.
Das Maligne Lymphom
Das maligne Lymphom ist ein bösartiger Tumor ausgehend von den Lymphozyten, einer bestimmten Sorte der weißen Blutkörperchen.
Diese finden sich vor allem in den Lymphknoten, der Leber und der Milz.
In selteneren Fällen können Tumorzellen das Knochenmark, die Haut, Nieren oder den Magendarmtrakt sowie die Lunge befallen.
Eine auslösende Ursache für diesen Tumor ist nicht bekannt, jedoch sind häufiger große Hunderassen betroffen.
Anhand der anatomische Lokalisation unterscheidet man verschiedene Formen:
1) das multizentrische Lymphom
alle tastbaren Lymphknoten, z.B. an der Kehle (s. Bild), an der Schulter oder in der Kniekehle sind stark vergrößert
2) das gastrointestinale Lymphom
der Verdauungstrakt ist betroffen
3) das mediastinale Lymphom
die Lymphknoten im Brustkorb oder der Thymus sind betroffen
4) das kutane Lymphom
die Haut ist als Organ betroffen
5) das extranodale Lymphom
der Tumor betrifft keine spezielle Lymphknotengruppe, sondern tritt unabhängig von Lymphknoten an unterschiedlichen Körperstellen auf
Welche Symptome treten auf?
Abhängig von der Lokalisation des Tumors variiert auch die Symptomatik.
Bei der häufigsten Form fallen in erster Linie an verschiedenen Körperstellen Knoten auf. Es handelt sich dabei um die stark vergrößerten Lymphknoten. Zu diesem Zeitpunkt geht es den Hunden meistens noch gut.
Bei anderen Formen kann auch nur ein starker Durst auffällig sein. In der Blutuntersuchung ist dann der Kalziumspiegel erhöht. Ist dies der Fall, so muss man auf die Suche nach dem Tumor gehen.
Andere Symptome können Durchfall, Erbrechen, Mattigkeit, Appetitlosigkeit, Husten, erschwerte Atmung, Hautveränderungen etc sein.
Wie wird die Diagnose gestellt?
Bei Vergrößerung der Lymphknoten kann eine sogenannte Feinnadelaspiration durchgeführt werden. Hierfür werden mit einer feinen Nadel Zellen aus dem betroffenen Lymphknoten entnommen und mikroskopisch untersucht. In den meisten Fällen kann so der Tumor sicher diagnostiziert werden. In selteneren Fällen ist eine Entnahme von Gewebestücken (Biopsie) bzw. eines gesamten Lymphknotens notwendig.
Wie wird die Diagnose gestellt?
Bei Vergrößerung der Lymphknoten kann eine sogenannte Feinnadelaspiration durchgeführt werden. Hierfür werden mit einer feinen Nadel Zellen aus dem betroffenen Lymphknoten entnommen und mikroskopisch untersucht. In den meisten Fällen kann so der Tumor sicher diagnostiziert werden. In selteneren Fällen ist eine Entnahme von Gewebestücken (Biopsie) bzw. eines gesamten Lymphknotens notwendig.
Das maligne Lymphom kann in einen B- und T-Zell-Typ eingeteilt werden, je nachdem welche Lymphozyten betroffen sind. Lymphome vom T-Zell-Typ sind meist schwieriger zu therapieren und die Tiere besitzen eine kürzere Lebenserwartung. Diese Form kommt bei ca. 15 % der betroffenen Hunde vor. Eine Differenzierung von T- und B-Zellen erfolgt ebenfalls anhand eines Feinnadelaspirats.
Tumor-Staging
Zusätzlich wird untersucht, wie weit fortgeschritten die Erkrankung ist. Das heißt, es werden Röntgenbilder des Brustkorbs und somit der Lunge, ein Ultraschall des Bauchraums mit besonderem Augenmerk auf Leber und Milz, sowie eine Blutuntersuchung und wenn nötig eine Knochenmarksuntersuchung durchgeführt. Dieser Vorgang wird als Tumorstaging bezeichnet. Es ist notwendig, da hiervon die Prognose abhängt, denn je weiter sich der Tumor bereits im Körper ausgebreitet hat, desto geringer ist im Allgemeinen die Lebenserwartung.
Wie sieht die Therapie aus?
Die Therapie der Wahl ist eine Chemotherapie. Da dieser Tumor sich über die Blutbahn im gesamten Körper ausbreitet, ist eine chirurgische Entfernung des gesamten Tumors nicht möglich. Durch eine Chemotherapie werden die schnell wachsenden Tumorzellen effektiv abgetötet und zurückgedrängt.
Die Chemotherapie erfolgt in Zyklen, in denen verschiedene Medikamente im wöchentlichen Wechsel eingesetzt werden.
Alle Medikamente greifen in der Zellteilung ein, allerdings an verschiedenen Angriffspunkten. Eine Kombination verschiedener Medikamente erhöht das Ansprechen auf die Therapie und verringert die Gefahr von unerwünschten Wirkungen, weil man mit geringeren Dosen arbeiten kann.
Das in unserer Praxis üblicherweise verwendete Protokoll umfasst 4 Zyklen a 5 Wochen.
Ist der Tumor in dieser Zeit verschwunden = in Remission gegangen, so wird die Therapie nach diesen 4 Zyklen gestoppt.
Individuell werden aber auch aus unterschiedlichen Gründen andere Protokolle gewählt.
Welche Nebenwirkungen gibt es?
Allgemeine Nebenwirkungen:
Alle Chemotherapeutika zielen auf die Zerstörung von sich schnell teilenden Zellen ab. Damit wird gegen die Tumorzellen vorgegangen, aber auch gegen andere sich schnell teilende Zellen des Körpers. Diese befinden sich hauptsächlich im Magendarmtrakt und im Knochenmark.
Dementsprechend können alle Chemotherapeutika
a) Übelkeit, Erbrechen und Durchfall
und
b) eine Erniedrigung der im Knochenmark gebildeten Blutzellen hervorrufen.
Besonders eine Erniedrigung der weißen Blutkörperchen zeigt sich wegen ihrer natürlicherweise kurzen Lebenszeit häufig. Ist dies der Fall, wird die nächste Chemotherapie um einige Tage verschoben, damit sie sich regenerieren können. In unter 1% der Fälle ist die Anzahl der weißen Blutkörperchen so niedrig, dass die Tiere stationär aufgenommen werden müssen.
Spezielle Nebenwirkungen:
Vincristin und Doxorubicin müssen streng intravenös verabreicht werde, da sie sonst schwere Gewebszerstörungen bewirken können. Daher muss der Venenkatheter perfekt sitzen.
Doxorubicin kann Herzrhythmusstörungen oder allergische Reaktionen hervorrufen.
Cyclophosphamid wird im Körper zu einem Stoff abgebaut, der blasenreizend ist und zu blutigem Urin führen kann
L-Asparaginsase kann selten zu allergischen Reaktionen führen.
Wie wird Nebenwirkungen vorgebeugt bzw. wie werden diese behandelt?
Je nachdem welches Nebenwirkungspotential ein Medikament besitzt, so wird zeitgleich zur Chemotherapie beispielsweise ein Medikament gegen Übelkeit oder Cortison bei Gefahr allergischer Reaktionen verabreicht.
Falls am Tag nach der Behandlung Erbrechen oder Durchfall auftreten sollten, so sind die Tierhalter mit allen Medikamenten bereits im Vorfeld ausgestattet worden, so dass die Nebenwirkungen schnell bekämpft und das Wohlbefinden des Patienten wieder hergestellt werden kann.
Wie ist die Prognose?
Die Lebenserwartung der Patienten mit malignem Lymphom variiert sehr stark.
Nicht oder lediglich mit Cortison behandelte Patienten verschlechtern sich meist innerhalb von 4-6 Wochen nach Diagnosestellung, so dass aufgrund fehlender Lebensqualität eine Euthanasie erforderlich wird.
Bei den mit Chemotherapie behandelten Patienten ist die Prognose für den größten Teil der Patienten wesentlich besser.
Zum Zeitpunkt der Diagnosestellung ist nicht vorhersehbar, ob und wie der einzelne Patient darauf anspricht und wie lange die individuelle Überlebenszeit sein wird.
Es lässt sich aber sagen, dass bei etwa 95% der Patienten eine Remission des Tumors bereits nach 1-2 Medikamentengaben (sprich innerhalb von 1-2 Wochen) erfolgt.
Zu den Überlebenszeiten kann man in etwa folgende Angaben machen:
Vereinfacht gesagt, ist es realistisch, das Hundeleben um ein Zwölftel bzw. ein Sechstel, bezogen auf eine durchschnittliche Lebenswerwartung von 12 Jahren, zu verlängern. Für ein Hundeleben schon eine recht lange Zeit.
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